FAQ zu Einfacher Sprache
Sie möchten wissen, für wen Einfache Sprache geeignet ist oder wie sie sich von Leichter Sprache unterscheidet? Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema verständliche Kommunikation.
Was ist Einfache Sprache?
Das Ziel Einfacher Sprache sind Texte, die für die Lesenden verständlich und nützlich sind. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf sprachlicher Verständlichkeit, sondern auch darauf, dass der Inhalt für die jeweilige Zielgruppe relevant und an ihre Vorkenntnisse angepasst ist. Zudem spielen Aufbau und Gestaltung eine wichtige Rolle: Texte werden so gestaltet, dass wichtige Informationen leicht auffindbar sind und die Orientierung im Dokument erleichtert wird.
Einfache Sprache ist flexibel und für unterschiedliche Zielgruppen einsetzbar. Der der Grad der Vereinfachung und die Kriterien für die Auswahl der Inhalte sind variabel. Dadurch können Texte in Einfacher Sprache sehr unterschiedlich aussehen. So werden Texte für ein „breites Publikum“ in der Regel komplexer und etwas länger sein, als Texte, die sich in erster Linie an Menschen mit geringer Lese- oder Sprachkompetenz richten.
Die Bezeichnung „Einfache Sprache“ ist im Deutschen nicht geschützt und wird in der Praxis unterschiedlich verwendet. Die Normen für Einfache Sprache definieren den Begriff – wie gerade beschrieben – relativ weit. Teilweise wird er aber auch deutlich enger gefasst.
Für welche Zielgruppen eignet sich Einfache Sprache?
In bestimmten Situationen profitieren alle Menschen von Einfacher Sprache. Menschen mit hoher Lesekompetenz bevorzugen sie häufig, beispielsweise um in Stressmomenten wichtige Informationen schnell zu erfassen oder um sich effizient einen Überblick über fremde Fachgebiete zu verschaffen. Menschen mit geringer Lesekompetenz sind besonders darauf angewiesen, dass etwa Behördenschreiben, Verträge oder Gesundheitsinformationen verständlich formuliert sind.
Wie die PIAAC-Studie der OECD belegt, kann nur gut die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland souverän mit komplexen oder umfangreichen Texten umgehen. Etwa jede fünfte erwachsene Person versteht maximal kurze Texte zu vertrauten Themen.
Welche Regeln gelten für Einfache Sprache?
Im Jahr 2024 erschienen zwei Normen für Einfache Sprache (ISO 24495-1 und DIN 8581-1). Damit gibt es in Deutschland erstmals umfassenden Leitlinien für Einfache Sprache, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Ihre Anwendung ist bisher nicht gesetzlich geregelt und damit freiwillig.
Warum gibt es mehrere Normen für Einfache Sprache?
Derzeit gibt es zwei Normen für Einfache Sprache. Beide formulieren Leitlinien für verständliche, lesefreundliche Texte. Dabei setzen sie unterschiedliche Schwerpunkte und ergänzen sich inhaltlich.
Die ISO 24495-1 gibt anhand von vier Grundprinzipien allgemeine Empfehlungen für Texte in Einfacher Sprache. Die Norm wurde auf Englisch verfasst, sie hat aber den Anspruch, auf die meisten Sprachen anwendbar zu sein. Sie ist also sprachübergreifend, kann dadurch aber nicht auf Eigenschaften einzelner Sprachen eingehen. Entwickelt wurde sie von einer internationalen Expertengruppe an der Internationalen Organisation für Normung (ISO). Ihre Übersetzung ins Deutsche wird als DIN ISO 24495-1 bezeichnet.
Die DIN 8581-1 baut auf der internationalen „ISO-Norm“ auf und konkretisiert deren Empfehlungen für die deutsche Sprache. Dabei geht sie beispielsweise auf Besonderheiten des Deutschen in Satzbau und Wortbildung ein. Die Norm wurde von einer Arbeitsgruppe am Deutschen Institut für Normung erarbeitet.
Welche Unterschiede bestehen zwischen Einfacher Sprache und Leichter Sprache?
Einfache Sprache und Leichte Sprache haben eine wichtige Gemeinsamkeit: Beide zielen darauf ab, Texte so zu vereinfachen, dass sie für die jeweilige Zielgruppe möglichst verständlich sind. Sie wollen den Zugang zu Inhalten erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen.
Die Zielgruppen unterscheiden sich jedoch: Leichte Sprache hat hauptsächlich Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung im Blick. Einfache Sprache kann sich an verschiedene Zielgruppen richten. Daraus ergeben sich Unterschiede für die sprachliche Gestaltung und den Inhalt:
Leichte Sprache ist stark vereinfacht. Die Regelwerke machen strikte Vorgaben. Beispielsweise sind nur sehr kurze Sätze und möglichst kurze, bekannte Wörter zulässig. Dadurch unterscheidet sich Leichte Sprache wesentlich vom allgemeinen Sprachgebrauch. Der Inhalt der Texte wird so einfach wie möglich gehalten, auch wenn dadurch Informationen verloren gehen.
Einfache Sprache ist (etwas) komplexer als Leichte Sprache. Es besteht ein größerer Gestaltungsspielraum. Zum Beispiel können auch Nebensätze verwendet werden. Texte in Einfacher Sprache sind häufig nicht oder kaum von „normalen“ Texten zu unterscheiden. Wie deutlich die Vereinfachung ist, hängt von Zielpublikum und Textart ab. Der Inhalt richtet sich nach dem Bedarf der Leserinnen und Leser in der jeweiligen Situation. Texte in Einfacher Sprache sollen alle relevanten Informationen beinhalten und dabei den Wissensstand der Adressaten berücksichtigen.
Wie stark unterscheiden sich Texte in Einfacher Sprache von „normalen“ Texten?
Das hängt unter anderem davon ab, an wen sich der Text richtet und um welche Textart es sich handelt.
Wenn zur Zielgruppe Menschen mit geringen Lese- oder Sprachkenntnissen gehören, sind die Unterschiede größer. Denn dann muss der Text stärker vereinfacht werden, um für alle verständlich zu sein.
Bei Textsorten, für die eine eher unkomplizierte Sprache typisch ist, bestehen nur geringe Unterschiede zu „normalen“ Texten. Das gilt beispielsweise für Kochrezepte oder Gebrauchsanweisungen. Bei diesen Textarten fällt es in der Regel nicht oder kaum auf, wenn Einfache Sprache verwendet wird.
Große Unterschiede gibt es dagegen bei Textsorten, die typischerweise komplexe Sprache verwenden. Wissenschaftliche Aufsätze oder Gesetzestexte sind Beispiele dafür. Wenn man derartige Texte in Einfache Sprache überträgt, sind häufig größere Anpassungen notwendig, etwa in der Wortwahl oder im Satzbau. Auch der Inhalt muss möglicherweise an den Kenntnisstand der Leserschaft angepasst werden.
Lassen sich alle Texte in Einfache Sprache „übersetzen“?
Grundsätzlich kann jeder Text als Grundlage für eine Übertragung in Einfache Sprache dienen. Wie stark man dabei eingreift und in welchem Maß das Ergebnis vom Original abweicht, ist allerdings sehr unterschiedlich. In manchen Fällen ist die Überarbeitung so grundlegend, dass ein vollkommen neuer Text entsteht. In anderen Fällen genügen schon kleinere Anpassungen, um eine gute Verständlichkeit für das Zielpublikum zu erreichen.
Meiner Ansicht nach ist es irreführend, im Zusammenhang mit Einfacher Sprache von „Übersetzung“ zu sprechen. Denn anders als beim Übersetzen von einer Sprache in eine andere geht es nicht darum, einen Text möglichst stil- und detailgetreu wiederzugeben. Das Ziel ist vielmehr, den Bedarf der Zielgruppe inhaltlich und sprachlich möglichst umfassend zu berücksichtigen. Dazu kann es unter Umständen sinnvoll sein, den Inhalt erheblich zu kürzen, Erklärungen hinzuzufügen oder die Sprache stark zu vereinfachen. Deshalb spreche ich von „Übertragung“ und nicht von „Übersetzung“ in Einfache Sprache.